Wegener singt!Seit meinem ersten Auftritt in Herne am 27.03.1982 bin ich mit meinen Liedern in ganz Deutschland unterwegs und habe mittlerweile mehrere CDs veröffentlicht. Nur mit Gitarre und Gesang - so unterhalte ich mein Publikum am liebsten. Neben meinen Goethe-Vertonungen ("Selige Sehnsucht") und den stimmungsvollen Theodor-Storm-Liedern („Es ist ein Flüstern“) konnte ich mittlerweile drei weitere Studio-Alben veröffentlichen.
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DIE RHEINPFALZ VON FRED G. SCHÜTZ (25.4.2017)
Ein alter Fahrensmann - Der Liedermacher Burkhard Wegener gefällt bei seinem ersten Konzert in Vinningens Alter Kirche
Sie stehen zwar beileibe nicht auf der Roten Liste aussterbender Künste, aber im Formatradio kann man Liedermachern wie Burkhard Wegener schon seit wenigstens drei Jahrzehnten nicht mehr gewahr werden. Man muss sie im Konzert erleben, meist auf den kleinen Bühnen, so wie am Sonntag im gut besuchten Kulturzentrum Alte Kirche in Vinningen.
Die Liedermacherei hat auch in ihren großen Zeiten ihre wesentlichsten Protagonisten nicht reich gemacht, die etablierten der Branche wie Hannes Wader, Reinhard Mey oder Klaus Hoffmann haben aber trotzdem genug öffentliche Anerkennung, Spielzeit im Radio und volle Konzertsäle erfahren, dass sie nicht darben müssen. Eine Multimillionen-Karriere wie im Pop und Rock war aber auch ihnen nicht beschieden.
Das breite Mittelfeld aber ist bis heute mit Künstlern wie Burkhard Wegener besetzt, die als alte Fahrensleut beständig qualitativ hochwertige Lieder produzieren, immer mal wieder angesehene Kunstpreise ergattern, denen aber der ganz große Durchbruch versagt geblieben ist. Als Bühnenkünstler sind sie jedoch im sogenannten Kleinkunst-Betrieb sehr wohl und sehr wohl zu Recht gefragt. Klänge es nicht so zynisch, müsste man konstatieren, dass das auch die Tribüne ist, auf der sich ihre Kunst am authentischsten entfalten kann: im direkten Kontakt mit dem Publikum und im Falle von Burkhard Wegener ohne die geringste elektroakustische Verstärkung. Das hat Charme und Substanz.
Burkhard Wegener ist ein Ruhrpott-Original, das aber – ohne im Epigonenhaften zu verharren – knietief in den Musizierweisen von Reinhard Mey und Klaus Hoffmann steht. Letzterer hat ja bekanntlich selbst Reinhard Mey bis heute Beträchtliches zu verdanken. Wegener spielt, was durchaus Seltenheitswert hat, eine Nylon-Saiten-Gitarre, was wiederum ein direkter Fingerzeig auf Reinhard Mey ist. Aufgenommen hat er auch dessen gar nicht so einfachen Spielweisen und die farbigen Harmonien, die sich längst nicht in Lagerfeuerakkorden erschöpfen. Als Texter hebt sich Burkhard Wegener mehr als wohltuend von dem ganzen Schwurbel, den Bildern nah an der Stilblüte und dem holpernden Deutsch ab, das im angesagten Deutsch-Pop so geboten wird. Bei Wegener wird gereimt, die Bilder sind schlüssig und die Sprache folgt ganz allgemein einem natürlichen Fluss. Dazu sind seine Geschichten authentisch und bemerkenswerterweise oft vom Fernsehprogramm inspiriert. Freude macht Wegener aber auch mit seinen Goethe- und Theodor-Storm-Vertonungen. Dass der Mann mitdenkt und zum Beispiel das „Heidenröslein“ nicht in der naiv-unschuldigen Volkslied-Romantik der Schubert-Vertonung erstehen lässt, sondern unmissverständlich darauf verweist, dass es in Goethes Text um eine Vergewaltigung geht, ist Burkhard Wegener zu danken…